Der Marktplatz

Heather || #001

Die Sonne stach ihr ins Gesicht und sie musste ihre Augen zusammenkneifen. Warum sie nun urplötzlich die letzten beiden Unterrichtsstunden Ausfall hatten, wusste sie nicht. Aber es war besser so. So konnte sie noch shoppen gehen oder einfach so die Zeit vertreiben und mal nicht an die Schule oder an die Nachrichten denken zu müssen. Wie gerne sie doch jetzt im Bett liegen würde, eingerollt in einer warmen Decke, Laptop auf dem Schoß und einfach nur chillen. Da sie allerdings noch etwas in der Stadt erledigen musste, ging Heather zuerst zum Marktplatz, wo heute - Donnerstag - der Markt vollen Betrieb hatte. Die Rothaarige ging mit ihrem Eastpack-Rucksack auf dem Rücken durch die nicht gerade große Menschenmasse und ihre Schritte waren schnell genug, dass sie schon bald außer Atem war. Auf einmal zitterte die Hosentasche ihrer dunkelbraunen Skinnyjeans und ihr Handy machte ein Geräusch. Schnell steckte Heather ihre Hand in die Tasche, zog das Handy aus dieser und ging ran. "Ja Dad?", fragte sie in den Hörer und ging immer weiter über den Marktplatz. "Ist gut. Ich besorge dir das Buch, den Käse und das Geschenkpapier. Sonst noch etwas?" Während sie telefonierte, merkte sie nicht, dass vor ihr ein dunkelhaariger Mann stand und... lief in ihn herein. Sofort blieb Heather stehen und sah nach oben. Er war sicherlich ein paar Köpfe größer als sie selbst, aber das kannte sie nicht anders. "Upps, tut mir leid. Muss Sie wohl nicht gesehen haben", entschuldigte sich die Schülerin bei dem Mann, packte ihr Handy zurück in die Hosentasche und trat ein paar Schritte zurück.

Heather || #002

Es war ihr peinlich. Wieso um alles in der Welt musste sie direkt in diesen Mann hineinlaufen? Sie schüttelte ihren Kopf, als er meinte, er hätte Schuld. Heather musste ihm widersprechen. 'Männer müssen sich auch immer entschuldigen', dachte sie und blickte dem Mann, der sich als Derek Rosebell, in die eisblauen Augen. "Mister Rosebell. Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich war doch diejenige, die in Sie hineingelaufen ist. Ich hätte ja auch irgendwo anders entlang gehen können", sagte Heather und schmunzelte. Sie hatte noch nie erlebt, dass sich ein Erwachsener bei ihr entschuldigte, für etwas, was er nicht getan hatte. Mit der rechten Hand schob sie die Haare hinter ihr rechtes Ohr und hielt sich kurz die Hand vor dem Mund, als sie gähnen musste. "Heather McCartney. Wieso wollen Sie das so genau wissen? Ich bin einfach nur ein ganz normales Schulmädchen, was gerade in Sie hineingelaufen ist", antwortete sie und stütze ihre Hände in die Hüfte.

Heather || #003

Unangenehm. Genau das war das Wort, was diese Situation für Heather war. Sie war unangenehm und nicht gerade unterhaltsam. Sie ließ kurz ihren blaugrauen Blick zu ihrer Uhr schweifen und schluckte. Es war halb Eins und sie musste noch einige Sachen für ihren Vater besorgen. Heather schickten einen abwertenden und emotionslosen Blick zu Derek hinüber, als dieser witzelte und ebenfalls zur Uhr blickte. Ob er auch noch etwas vorhatte, konnte die Schülerin nicht erraten. Wie denn auch, wenn sie nichts von ihrem Gegenüber wusste? Es war eigenartig, dass sich ein Mann und auch noch ein Erwachsener sich ihr gegenüber wie ein Gentleman verhielt. 'Das muss aber nichts heißen. Jeder kann so sein wie er will und wenn er eben so ist. Bitteschön', sagte sie sich und löschte diesen einfachen Gefanken aus ihrem Kopf. Die Rothaarige wurde hellhörig als Derek sie fragte, ob er sie zu einer Tasse Kaffee einladen könnte - als Wiedergutmachung, wie Heather es verstand. Damit sie nicht unhöflich wirkte, nickte sie einfach. "Meinetwegen. Sie dürfen vorangehen, ich folge Ihnen unauffällig", antwortete sie und lächelte. Irgendwie fand sie ihn schon süß.

Heather || #004